Das Kemeny-Denkmal und seine Geschichte

"... Apafi, der Türkenschützling, hatte sich vor Johann Kemeny, dem mit österreichischer Hülfe ins Land gefallenen Gegenfürsten, Anfang 1662 nach Schäßburg geflüchtet. Kemeny zog seine Truppen um Schäßburg zusammen und lagerte anfangs etwa 6000 Mann in unser Seitental, die von hier aus auch einen Scheinangriff auf Schäßburg unternahmen. Vor der nachsetzenden türkischen Besatzung zogen sich die Kemenyischen Truppen auf Alisch zurück und schon schien es, als ob es hier zu einem Kampfe kommen sollte, als die Türken beim Anblick der starken feindlichen Abteilung ihre Verfolgung aufgaben.
Es war das Vorspiel dessen, was kurz darauf sich ereignete. Kemeny zog seine Truppen auf die Ost- und Südseite von Schäßburg zusammen und gab unbedachter Weise das Kokeltal unterhalb Schäßburg frei. Auf diesem Wege kam aber wenige Tage später eine starke Abteilung Türken unter Kutschuk-Pascha von Mediasch her dem Apafi zu Hilfe. Statt ihm entgegen zu ziehen, wie seine Generale geraten, zog sich Kemeny von Weißkirch auf Seitenwegen nach Marienburg zurück, während die Türken zu ihrer eignen Verwunderung und zur Freude der Belagerten unangefochten in die Stadt einmarschierten. Kemeny war mittlerweile bis nach Groß-Alisch weitergezogen und hatte dort das Nachtlager bezogen, mit der Absicht, am nächsten Morgen auf das Apafi'sche Eppeschdorf loszuziehen.
Am nächsten Morgen aber ereilten ihn die Reiter Kutschuk-Paschas, die ihm in aller Frühe auf der Spur nachgefolgt waren. Nun gab es kein Ausweichen mehr. Kemeny stellte seine Truppen den von Marienburg herabkommenden Türken in dem Tale des Marienburger Baches wenig oberhalb unserer Gemeinde entgegen.

(Foto: A. Schuster, 2002)

Im Talgrund hielt er selbst mit der ungarischen Reiterei und deutschen Fußknechten, auf den rechten Flügel hatte er 600 "szabad legeny", den "verlorenen Haufen", an die Berglehne postiert,  auf linken Talseite aber die kroatische und deutsche Reiterei aufgestellt.
Kutschuk-Pascha warf sich mit seinen besten Scharen ungestüm auf Kemenys Hauptstellung, sprengte dessen Leibtruppen auseinander und trieb sie in wilde Flucht. Im Getümmel war Kemeny selber vom Roß gefallen und samt seinem treuen Diener Gyulai Istvan, der ihm sein eigenes Roß heranführte, zertreten worden.
Die auf dem rechten Flügel abgestellten Kemenyischen Fußtruppen flohen nach kurzer Gegenwehr dem nahen Walde zu. Nur die "deutschen Völker" auf dem linken Flügel hielten länger Stand. Sie mußten nach des Chronisten Worte, "die letzte Ölung bezahlen"; sie wurden von den siegreichen Türken fast alle niedergehauen, nur wenige entkamen, andere wurden gefangen mit nach Schäßburg geführt, wohin die Türken 468 Häupter der Gefallenen auf ihren Spießen mit sich nahmen. Es soll sich darunter auch Kemenys Kopf gefunden haben, weshalb man ihn unter den geplünderten Gefallenen später nicht herausfinden konnte.
Die Häupter wurden enthäutet, die Kopfhäute mit Baumwolle ausgefüllt und als sichtbare Siegesbeweise dem Sultan zugesandt. 25 Wagen wurden dazu aus dem Stuhle requiriert und gewiß hat damals auch manch Alischer die weite Reise  bis nach Temeswar mitmachen  müssen; dort erst durften sie ihre grausige Fracht abladen, um wieder heimzukehren.
Groß-Alisch selbst scheint damals mit dem Schrecken davon gekommen zu sein. Die Kemeny'schen Soldaten hatten vom Abend bis zum Morgen nicht Zeit, viel Übles zu tun, die Türken aber begnügten sich mit der Erbeutung der Kemeny'schen Bagage-Wagen und zweier Kanonen, die die fliehenden Ungarn im Dorfe zurückgelassen hatten. Die Matrikel führt keine gewaltsamen Todesfälle von Einwohnern an, übergeht überhaupt das ganze Ereignis mit Stillschweigen. (...)
Die Gefallenen wurden nach Angaben des Chronisten auf dem Schlachtfelde in ein Massengrab gelegt. Es befindet sich dieses allem Anschein nach in den Gärten "im Weiher", wenig oberhalb der Gemeinde. Dort stößt man, insbesondere im Garten des Georg Sander 81 a, beim Graben immer wieder auf Menschenknochen. Auch ein silberner Ring und ein Grabstein sind daselbst gefunden worden. Letzterer befindet sich gegenwärtig in der Sakristei unserer Kirche, bezieht sich aber nicht auf Kemeny, sondern auf einen seiner Offiziere.
Zur Erinnerung an Kemeny wurde auf dem Schlachtfelde, ungewiß wann, ein Türmchen mit achtseitigem Unter- und vierseitigem Oberbau errichtet, für dessen Erhaltung die politische Gemeinde Sorge trägt.

(Foto: S. Menning, 2002)

Es wurde im Jahre 1900 neu hergestellt und erhielt dabei auch eine Inschrift, die wohl am passendsten diesen Abschnitt unsere Ortsgeschichte schließen mag.

"Wanderer, denke hier still vergangener wirrvoller Zeiten,
Da mit dem Westen der Ost um dies Vaterland stritt,
Da hier in blutigem Kampf die Türken dem heimischen Fürsten
Kemeny entrissen den Sieg, Thron und Leben zugleich;
Denk' auch dankbaren Sinn's, wie so freundlich das Schicksal sich wandte,
Seit unter Habsburgs Haus friedlich erblühet das Land."

( "Aus dem Leben der Gemeinde Groß-Alisch", Dr. G. A. Schuller , Rudolf Nemenz (siehe auch "Bücher")

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© R. Menning 2002